Wer mehr weiß, sieht mehr. Wer genau schaut, sieht noch mehr. „Unsere Welt en détail“ wirft Blick auf kleine Schmuckstücke, die überall im Schloss Sallegg und in unseren Weinhöfen zu finden sind. Lesen Sie spannende Geschichten von Tradition, Liebe, Kunst.
Unsere Welt en détail #1
Fundstelle: Leisenhof, Fundstück: Ziegelgitterfenster
Wer am Leisenhof genauer hinsieht, entdeckt in den weißgefassten Fenstern ein Spiel aus Ziegeln, das sich in feinem Zickzack anordnet. Was wie ein schlichtes Ornament wirkt, trägt eine Geschichte in sich – eine Verbindung aus Funktion, Kultur und stiller Schönheit.
Der Leisenhof ist tief verwurzelt in der Kalterer Geschichte. Er geht zurück auf die Familie Leys, eine alte, einflussreiche Dynastie im Überetsch. Später wird er Teil des Besitzes von Maria Raineria, Fürstin von Campofranco, die das Schloss und die Güter von Kaltern liebte und als Erste die Weinhöfe Prey-, Leisen- und Seehof ins Grundbuch eintragen ließ. Schon damals war er ein Ort, an dem bäuerliche Tradition und adeliger Weitblick zusammentrafen.
Die Transformation des Weinhofs in ein Boutique-Hotel folgte demselben Leitgedanken: die historische Substanz bewahren und zugleich in die Gegenwart übersetzen. Dazu gehören auch die Ziegelgitterfenster – ein architektonisches Detail, das tief in der bäuerlichen Baukultur verankert ist. Sie ersetzten Glas, ließen Licht und Luft ins Gebäude und schützten zugleich das eingelagerte Erntegut vor Funkenflug. In ihrer Gestaltung wurden sie zur Bühne für Volkskunst: mit Mustern, Symbolen und ornamentaler Vielfalt, die weit über reine Zweckmäßigkeit hinausging.
Dass die Ziegelgitterfenster am Leisenhof erhalten wurden, ist ein Bekenntnis zu diesem kulturellen Erbe. Sie sind Ausdruck einer Ästhetik, die seit Jahrhunderten Bestand hat: klar, rhythmisch, beruhigend. In der Architektur des Boutique-Hotels finden sich ihre Linien wieder – als leise Reminiszenz an das, was war, und als Brücke in das, was kommt.